Vielfalt und Partizipation im Fokus: LAKA-Vollversammlung setzt am 24.11.2023 in Mannheim Zeichen für die Zukunft der Kommunalpolitik
Die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Ausländervertretungen Baden-Württemberg (LAKA) versammelte sich am Freitag, dem 24. November 2023, zu ihrer Vollversammlung im Technischen Rathaus Mannheim. Die Versammlung zog Teilnehmer aus verschiedenen Regionen an, darunter Deniz Tekin, der den Tübinger Integrationsrat vertrat. Die Moderation erfolgte durch Argyri Paraschaki-Schauer.
Die Veranstaltung bot eine vielfältige Agenda, die sich auf zentrale Themen der kommunalen Politik konzentrierte. Ein Höhepunkt war der Vortrag von Frau Merve Schmitz-Vardar, Mitautorin einer wegweisenden Studie der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg. Unter dem Motto „Vielfalt sucht Repräsentation – Amts- und Mandatsträger*innen in der Kommunalpolitik“ beleuchtete sie die Herausforderungen und Chancen, die sich aus dem Streben nach umfassender politischer Repräsentation ergeben.
Nachdem Clemens Hauser vom Freiburger Wahlkreis 100% e.V. die Städteerklärung „Unsere Städte, unsere Stimmen“ vorgestellt und daraufhin im Plenum intensiv diskutiert wurde, wurde die einstimmige Forderung verabschiedet. Man appelliert an alle Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister im Land, die Städteerklärung des europäischen Netzwerks („VRAR – voting rights for all residents“) zu unterzeichnen und die Einführung des kommunalen Wahlrechts für Drittstaatsangehörige nachdrücklich zu unterstützen. Bereits sechs Städte in Baden-Württemberg, vorangetrieben durch die Migrationsbeiräte, haben die Städteerklärung unterzeichnet: Mannheim, Freiburg, Karlsruhe, Heidelberg, Aalen und Rottenburg.
Die kommende Kommunalwahl im Jahr 2024 war ebenfalls ein zentraler Diskussionspunkt. Die Teilnehmer erhielten einen Ausblick auf die bevorstehende Wahl und tauschten Ideen darüber aus, wie die Partizipation in der Kommunalpolitik weiter gestärkt werden kann.
Ein wichtiger Beitrag zur Versammlung kam vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Ansgar Lottermann gab einen umfassenden Bericht über aktuelle Entwicklungen und Initiativen des Ministeriums.
Die Pressemitteilung des LAKA zur Vollversammlung gibt es hier! Und die Städteerklärung hier!
Treffen der Internationalen Vereine – Rückblick (21.11.2023)
Vertreterin des Telar e.V., Mihriban Şahin (Integrationsbeauftragte), Boris Palmer – Foto: Deniz-O. Tekin
Am 21. November 2023 versammelten sich Vertreter*innen der Internationalen Vereine, die Stadtverwaltung und Mitglieder des Integrationsrats im Tübinger Rathaus, um gemeinsam an einer vielfältigen und integrativen Gemeinschaft zu arbeiten. Unter der Leitung von Oberbürgermeister Palmer wurde eine breite Palette von Themen diskutiert, die von der Vorstellung der Vereine bis hin zu aktuellen Entwicklungen in der Stadt reichten.
Das Treffen begann mit einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Palmer, der die Bedeutung der internationalen Gemeinschaft in Tübingen hervorhob. Er betonte die Rolle der Vereine bei der Förderung des interkulturellen Dialogs und des Zusammenhalts in der Stadt.
Im Anschluss erhielten die Internationalen Vereine die Gelegenheit, sich vorzustellen und ihre einzigartigen Beiträge zur Gemeinschaft zu präsentieren. Telar e.V., der sich dem Verbinden von Welten verschrieben hat, wurde ebenso vorgestellt wie der Ägyptisch-Deutsche Kulturverein Baden-Württemberg e.V. und die Pakistan Welfare and Cultural Society Tübingen e.V..
In der offenen Austauschrunde griff Oberbürgermeister Palmer das komplexe Thema des Nahostkonflikts in Israel und Palästina auf. Die Diskussion entfaltete sich in leidenschaftlichen Worten, während verschiedene Standpunkte und Perspektiven berichtet wurden. Der hitzigen Debatte folgten Berichte aus der Stabsstelle für Gleichstellung und Integration.
Zuletzt informierten Pilar Martinez Sola und Deniz Tekin aus dem Tübinger Integrationsrat über aktuelle Themen, darunter die Vorbereitungen zur Kommunalwahl 2024, die Zusammenarbeit mit anderen Integrationsräten sowie eine kritische Betrachtung der Situation in der Ausländerbehörde. Besonders betont wurde auch das Engagement des Integrationsrats für das Wahlrecht für alle. Diese zentrale Fragestellung unterstreicht die Bestrebungen, eine inklusive und gerechte Partizipation aller Bürger*innen in Tübingen sicherzustellen. Der Integrationsrat setzt sich aktiv dafür ein, dass jede Stimme gehört wird und dass demokratische Prozesse für alle Mitglieder der Gemeinschaft zugänglich sind.
Treffen der internationalen Vereine am 21.11.2023 – Foto: Stabsstelle für Gleichstellung und Integration
Auf Einladung des Bevollmächtigten des Landes Baden-Württemberg beim Bund, Herrn Staatssekretär Rudi Hoogvliet, nahmen vom 18. bis 21. Oktober 2023 die Tübinger Integrationsrät*innen Barış Ateş, Nilgün Doğan, Pilar Martinez Sola, Ana Morella Mejias Martinez und Fotini Zgouros an der politischen Informationsfahrt nach Berlin teil. Insgesamt folgten 47 LAKA-Mitglieder und Mitarbeitende dieser Einladung und nutzen die Gelegenheit um Kontakte mit anderen Migrantenvertretungen zu knüpfen und lokale Themen zu besprechen.
Einen ausführlichen Bericht mit Fotos gibt es hier.
Informationsfahrt kommunaler Migrantenvertretungen nach Berlin – Foto: Landesvertretung Baden-Württemberg Berlin
Pilar Martinez Sola, Fotini Zgouros, Barış Ateş, Ana Morella Mejias Martinez, Nilgün Doğan – Foto: n/a
Informationsfahrt kommunaler Migrantenvertretungen nach Berlin – Foto: n/a
Informationsfahrt kommunaler Migrantenvertretungen nach Berlin – Foto: n/a
Fachtag: „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ – ein Rückblick (15.10.2023)
Am 13. Oktober 2023 fand in Tübingen ein Fachtag mit dem Titel „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ statt. Die Veranstaltung, die in Kooperation mit der Stabsstelle Gleichstellung und Integration, dem Deutschen Seminar der Universität Tübingen und dem Mehrsprachigkeitszentrum in Tübingen (MiT) organisiert wurde, richtete sich an Interessierte, Fachleute und Akteure im Bereich der Bildung und Integration.
Die Eröffnung der Veranstaltung wurde von Mihriban Şahin, der Integrationsbeauftragten der Stadt, vorgenommen. Boris Palmer, der Oberbürgermeister von Tübingen, begrüßte die Teilnehmenden und betonte die Bedeutung der Mehrsprachigkeit für die lokale Gemeinschaft. Die Einführung in die Thematik erfolgte durch Fotini Zgouros, Erzieherin, und Deniz Tekin, Lehrer, beide Mitglieder des Integrationsrats Tübingen, die ihre persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Mehrsprachigkeit im Alltag teilten.
Ein Höhepunkt des Fachtags war der Impulsvortrag von Prof. Dr. Doreen Bryant. Sie beleuchtete das Phänomen der Mehrsprachigkeit aus den Perspektiven des Individuums, des Bildungssystems und der Gesellschaft und präsentierte aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung. Dies bildete die Grundlage für die folgenden Workshops, in denen die Teilnehmenden verschiedene Aspekte vertiefen konnten.
In Workshop 1 mit dem Titel „Das Interesse an Büchern wecken und die Lese- und Schreibentwicklung fördern. Literacy in Familie, Kita und Schule“ gab Derya Dinçer, Mitglied des Deutschen Seminars der Universität Tübingen und des Mehrsprachigkeitszentrums Tübingen, praxisnahe Einblicke. Der Workshop 2, geleitet von Slavica Stevanović von der Tübingen School of Education, behandelte das Thema „Ehrenamtlichen Herkunftssprachenunterricht gestalten“. In Workshop 3 präsentierten Lâle Tipieser vom INET der Universitätsstadt Tübingen und Irmela Franjković vom Fachdienst Migration und Sprache der Universitätsstadt Tübingen „Mehrsprachige städtische Angebote in Kinderhäusern und Schulen“.
Der Fachtag „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ ermöglichte einen intensiven Austausch und bot praxisnahe Einblicke in die Förderung der Mehrsprachigkeit in verschiedenen Bildungsbereichen. Die Vielfalt der Workshops trug dazu bei, dass die Teilnehmenden konkrete Handlungsansätze für ihre tägliche Arbeit mitnehmen konnten. Die Veranstaltung unterstreicht die Bedeutung der Mehrsprachigkeit als Bereicherung im Bildungskontext und fördert das Verständnis für die Chancen, die sich daraus ergeben.
Auf dem Fachtag wurde zudem die Broschüre „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ vorgestellt, die von der Stabsstelle für Gleichstellung und Integration in Kooperation mit dem Mehrsprachigkeitszentrum in Tübingen (MiT) und dem Deutschen Seminar der Universität Tübingen erstellt wurde. Die 36-seitige Broschüre informiert pädagogische Fachkräfte sowie Eltern über den Mehrwert der Mehrsprachigkeit und deckt die häufigsten Irrtümer zur Mehrsprachigkeit auf. Außerdem führt die Broschüre verschiedene Angebote von Tübinger Vereinen und (post-)migrantischen Organisationen auf. Diese fördern mit Sprachkursen, theaterpädagogischen und interkulturellen Angeboten wie Sprachcafés den Erhalt der Familiensprachen und Mehrsprachigkeit. Auch der herkunftssprachliche Unterricht, der von den Konsularischen Vertretungen angeboten wird, ist aufgeführt. Die Broschüre gibts es hier!
Der Tübinger Integrationsrat bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten und Teilnehmenden für ihre engagierte Mitwirkung an diesem inspirierenden Fachtag. Die vielfältigen Perspektiven und praxisnahen Impulse tragen dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung von Mehrsprachigkeit in der Bildung zu schärfen und die Integration in Tübingen weiter zu fördern.
Fachtag: „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ Geisel – Foto: Ana Morella Mejias Martinez
Fachtag: „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ – Foto: Ana Morella Mejias Martinez
Mihriban Şahin (Integrationsbeauftrage) – Foto: Ana Morella Mejias Martinez
Oberbürgermeister Boris Palmer – Foto: Ana Morella Mejias Martinez
Deniz Tekin und Fotini Zgouros (Integrationsrat) – Foto: Ana Morella Mejias Martinez
Prof. Dr. Doreen Bryant (Deutsches Seminar der Uni Tübigen), Fotini Zgouros und Deniz Tekin (Integrationsrat) – Foto: Ana Morella Mejias Martinez
Fachtag: „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ – Foto: Deniz Tekin
Fachtag: „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ am 13. Oktober mit Beitrag des Integrationsrats (01.10.2023)
Am 13. Oktober 2023 wird ein besonderer Fachtag unter dem Titel „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ von der Tübinger Stabsstelle für Gleichstellung und Integration veranstaltet. Dieses Event wird eine Gelegenheit bieten, sich mit dem Thema Mehrsprachigkeit und seiner Bedeutung für die Bildung auseinanderzusetzen. Fotini Zgouros und Deniz Tekin, Mitglieder des Tübinger Integrationsrats, werden von ihren eigenen Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit und Bildung berichten.
Weitere Informationen zur Veranstaltung können dem Flyer und der folgenden Pressemitteilung entnommen werden.
Pressemitteilung der Universitätsstadt Tübingen 4. Oktober 2023
Fachtag „Mehrsprachig aufwachsen – ein Gewinn für Bildung“ am 13. Oktober
Über ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in baden-württembergischen Schulen hat eine andere Familiensprache als Deutsch, viele wachsen mit zwei oder mehreren Sprachen auf. Mehrsprachigkeit hat eine große Bedeutung für die Entwicklung der persönlichen Identität von Kindern und für einen erfolgreichen Spracherwerb in Deutsch und anderen Sprachen. Studien zeigen auch, dass Mehrsprachigkeit die Leistung des Gehirns und die Kreativität positiv beeinflussen kann. Daher gilt es, neben den Deutschkenntnissen auch die Mehrsprachigkeit zu fördern.
Auch in den Tübinger Kitas und Schulen ist die sprachliche Vielfalt groß. „Aber es gibt noch immer viele Vorurteile gegenüber Mehrsprachigkeit und mehrsprachige Erziehung“, sagt Mihriban Sahin, Integrationsbeauftragte der Universitätsstadt Tübingen. Mit einem Fachtag möchte die Stadtverwaltung zeigen, dass diese nicht stimmen. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen
am Freitag, 13. Oktober 2023, von 13 bis 18 Uhr, im Rathaus am Markt, 1. Stock, Ratssaal.
Beim Fachtag wird über die Vorteile von Mehrsprachigkeit gesprochen und es werden Wege aufgezeigt, wie mehrsprachige Kompetenzen als Ressource für Bildung und Beruf anerkannt und gefördert werden können. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Mehrsprachigkeitszentrum in Tübingen (MiT) und dem Deutschen Seminar der Universität Tübingen statt. Während des ganzen Fachtags gibt es eine Kinderbetreuung. Um Anmeldung bis Montag, 9. Oktober 2023, per E-Mail an vielfalt@tuebingen.de wird gebeten.
Programmübersicht: ab 13 Uhr: Markt der Möglichkeiten: Tübinger Vereine, die herkunftssprachlichen Unterricht und interkulturelle Vermittlung anbieten, stellen sich vor. 14 Uhr: Begrüßung durch Oberbürgermeister Boris Palmer. Anschließend berichten Fotini Zgouros und Deniz Tekin vom Integrationsrat über ihre Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit im Alltag. 14.30 Uhr: Vortrag von Prof. Dr. Doreen Bryant, Eberhard Karls Universität Tübingen, zum Thema „Perspektiven auf Mehrsprachigkeit: Individuum, Bildungssystem, Gesellschaft, Wissenschaft“. ab ca. 16 Uhr: Workshops zu folgenden Fragestellungen: Wie kann das Interesse an Büchern geweckt und die Lese- und Schreibentwicklung bei Kindern unterstützt werden? Wie kann ehrenamtlicher Herkunftssprachenunterricht in Vereinen gestaltet werden? Wie fördern städtische Angebote die Mehrsprachigkeit in Kinderhäusern und Schulen?
Ein Film, zwei Städte: Tübingen und Rottenburg zeigen „Die Käufer der Träume“ in Zusammenarbeit (30.09.2023)
In Tübingen und Rottenburg erlebten die Einwohner*innen während der Interkulturellen Woche 2023 eine beeindruckende gemeinsame Veranstaltung, initiiert von den Integrations(bei)räten beider Städte. In Kooperation mit der Stadt Rottenburg, dem Jugendmigrationsdienst und dem Landratsamt Tübingen wurde der bewegende Dokumentarfilm „Die Käufer der Träume“ am 28. und 29. September 2023 präsentiert. Dieser außergewöhnliche Filmabend wurde jeweils mit einer anregenden Diskussionsrunde abgeschlossen, an der sowohl die Filmemacher*innen als auch das Publikum teilnahmen.
Barbara Kafili (Integrationsbeauftragte Stadt Rottenburg), Akouvi Sessinou, Ibrahima Ndiaye und Kossi Themanou – Foto: Deniz Tekin
Im Dokumentarfilm „Die Käufer der Träume“ erzählen Geflüchtete aus den Landkreisen Sigmaringen und Tübingen in rund 45 Minuten aufrichtig und ungefiltert ihre Geschichten, ihre Alltagsrealitäten, ihre Träume. Der Film nimmt die Zuschauer*innen mit auf eine Reise, auf der die Protagonist*innen ihre persönlichen Erfahrungen und Hoffnungen teilen. Es sind Geschichten von Mut, Beharrlichkeit und der Suche nach einem besseren Leben in einer neuen Heimat. Diese ergreifende Darstellung hat das Publikum zutiefst berührt. Die Zuschauer konnten sich mit den dargestellten Schicksalen identifizieren.
Nach der Filmvorführung bot sich die Gelegenheit zu einer inspirierenden Diskussionsrunde, bei der die Filmemacher*innen, und Zuschauer*innen ihre Gedanken und Erfahrungen miteinander teilten. Die Diskussion gab Raum für einen offenen Dialog über die Themen des Films und darüber hinaus. Diese interaktive Begegnung trug dazu bei, kulturelle Barrieren zu überwinden und die Verständigung zwischen den Gemeinschaften zu stärken.
Der Abend war zweifellos ein großer Erfolg und wurde von allen Beteiligten als ein bedeutendes Ereignis in der Interkulturellen Woche gefeiert. Die Veranstaltung zeigte, wie Kunst und Kultur als starke Werkzeuge dienen können, um Brücken zwischen den Kulturen zu bauen und die Zusammenarbeit zu fördern.
Beteiligte am Kooperationsprojekt – Foto: n/a
Die Integrationsräte von Tübingen und Rottenburg, die maßgeblich zur Organisation dieser Veranstaltung beigetragen haben, äußerten ihre Freude über den gelungenen Abend und bekundeten ihren Wunsch nach weiteren gemeinsamen Projekten zur Förderung der kulturellen Vielfalt in der Region. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer inklusiven und weltoffenen Gesellschaft.
„Durch dieses Projekt sind die Migrantenvertretungen IR Tübingen und InB Rottenburg noch enger zusammen gewachsen. Es zeigt, dass es zwar Stadtgrenzen, aber in der Sache keine Trennlinien gibt.“
Daniel Setzler (Vorstand des InB Rottenburg & stv. Vorsitzender LAKA BW) & Laura Conte (IR Tübingen)
Der Tübinger Integrationsrat bedankt sich herzlich bei allen Beteiligten, die zum Gelingen dieser besonderen Veranstaltung beigetragen haben. Die Resonanz und das Engagement der Gemeinschaft sind eine ermutigende Bestätigung für die Bemühungen um Integration und Verständigung in unserer Region.
Pietro Scalera (IB Rottenburg) – Foto: Deniz Tekin
Käufer der Träume (28.09.2023, Rottenburg) – Foto: Deniz Tekin
Käufer der Träume (28.09.2023, Rottenburg) – Foto: n/a
Fotini Zgouros (IR Tübingen), Kossi Themanou, Ibrahima Ndiaye und Blessing Babalola – Foto: Cevat Tipieser
Wahlrecht für „Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter“
Am 4. September 1973, vor genau 50 Jahren, kam mein Vater aus dem anatolischen Tepeköy als einer der „letzten Gastarbeiter“ nach Deutschland. Arbeitskräfte, die gezielt angeworben wurden, um den Arbeitskräftemangel in Deutschland auszugleichen. Diese Menschen haben ihr Zuhause verlassen, um in Deutschland zu arbeiten und zu leben und sie haben einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen und kulturellen Vielfalt dieses Landes geleistet. Seit über einem halben Jahrhundert sind die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter inzwischen integraler Bestandteil dieses Landes, politisch jedoch noch immer Gäste: Mein Vater hatte keinen Einfluss auf die Wahl Helmut Schmidts zum Bundeskanzler Deutschlands oder Boris Palmers zum Bürgermeister Tübingens – dabei vertritt er klare politische Vorstellungen und Standpunkte. Verurteilt, auf der Zuschauerbank zu sitzen und zuzusehen, wie Politikerinnen und Politiker das Land und die Kommune lenken, ohne Einfluss darauf gehabt zu haben. Dies steht in eklatantem Widerspruch zu den Prinzipien der Demokratie und der Gleichheit vor dem Gesetz. Das Wahlrecht ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der Integration. Durch die Teilnahme an Wahlen werden sich die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter stärker als Teil der Gesellschaft fühlen. Sie werden nicht nur eine engere Bindung zu ihrer Kommune und ihrem Land entwickeln, sondern sich intensiver mit den politischen Prozessen und Entscheidungen auseinandersetzen, die ihr Leben beeinflussen.
Es ist an der Zeit, diese lange bestehende Ungerechtigkeit zu beenden und den Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern das Wahlrecht zu gewähren, das sie verdienen. Dies wäre nicht nur ein Akt der Gerechtigkeit, sondern auch ein Zeichen der Anerkennung für ihre langjährigen und wertvollen Beiträge zu unserer Gesellschaft.Deutschland sollte dem Beispiel anderer Länder folgen, die bereits Schritte unternommen haben, um das Wahlrecht für langjährige Einwohnerinnen und Einwohner ohne Staatsbürgerschaft zu gewähren. Der Tübinger Integrationsrat setzt sich für dieses Recht ein!
Übrigens: Dass mein Vater noch die die Staatsbürgerschaft der Türkei besitzt, liegt an der Bürokratie und am Pragmatismus, nicht am Nationalstolz – der ist genauso ausgeprägt wie sein hiesiges Wahlrecht.
Interkulturelle Woche 2023 – Film- und Diskussionsabend: „Die Käufer der Träume“
Der Integrationsrat Tübingen zeigt in Kooperation mit dem Integrationsbeirat Rottenburg, der Stadt Rottenburg, dem Jugendmigrationsdienst und dem Landratsamt Tübingen:
Wann: 28. September 2023 und 29. September 2023 Wo: 28. September 2023 im Kino Waldhorn in Rottenburg und am 29. September 2023 im Kino Arsenal in Tübingen
Im Dokumentarfilm „Die Käufer der Träume“ erzählen Geflüchtete aus den Landkreisen Sigmaringen und Tübingen in rund 45 Minuten aufrichtig und ungefiltert ihre Geschichten, ihre Alltagsrealitäten, ihre Träume. Im Anschluss an die Filmaufführung gibt es eine Diskussionsrunde mit dem Filmemacher*innen, Zuschauer*innen und weiteren Teilnehmer*innen.
Hier gibt es das Programm zu der Interkulturellen Woche.
Reutlinger und Rottenburger Integrations(bei)rät*innen zu Gast im Tübinger Integrationsrat (28.03.2023)
Der Tübinger Integrationsrat lud zu seiner Sitzung am 28.03.2023 Vertreter*innen der Reutlinger und Rottenburg Integrations(bei)räte ein, um die Zusammenarbeit zwischen den Gremien der Nachbarstädte zu intensivieren. Bereits im Vorfeld äußerten ihre Vertreter*innen bei Zusammentreffen den Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit. Am 28.03. begrüßte schließlich der Tübinger Integrationsrat Yasmin Nasrudin aus Reutlingen und Daniel Setzler aus Rottenburg. Nach einer Vorstellungsrunde folgte ein allgemeiner Austausch über den Aufbau und die Arbeitsweise der jeweiligen Gremien.
„Vielen Dank […] für die Einladung […]. Wir drei Räte sind so, als kenne man sich schon immer. Deniz, dein Impuls wird zwei Landkreise ganz stark machen in der Integrationsarbeit. Da habe ich keine Zweifel.“
Daniel Setzler (Sprecher Integrationsbeirat Rottenburg & stellv. Vorsitzender LAKA BW)
Der herzliche Austausch endete mit einer Bekräftigung des Wunsches nach einer stärkeren Vernetzung und Kooperation der Integrationsräte der Nachbarstädte. Der Tübinger Integrationsrat dankt den Kolleg*innen aus den Nachbarstädten für den freundlichen Austausch und freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit.
„Als Nachbarstädte haben wir eine Menge gemeinsamer Herausforderungen und Chancen, und wir glauben, dass wir durch die Zusammenarbeit und den Austausch viel bewegen können.“
Ana Mejias
Daniel Setzler aus Rottenburg (1.v.r.) und Yasmin Nasrudin aus Reutlingen (3.v.l.) im Tübinger Integrationsrat – Foto: Lara Meier
Daniel Setzler aus Rottenburg (1.v.l.) und Yasmin Nasrudin aus Reutlingen (2.v.l.) im Tübinger Integrationsrat – Foto: Deniz Tekin
Daniel Setzler aus Rottenburg (1.v.r.) und Yasmin Nasrudin aus Reutlingen (4.v.r.) im Tübinger Integrationsrat – Foto: Nilgün Doğan
Lara Meier, Yasmin Nasrudin, Deniz Tekin, Ana Mejias, Daniel Setzler – Foto: Nilgün Doğan
Zum Internationalen Frauentag: Veranstaltungsabend am 08. März 2023 mit Beitrag des Integrationsrats (08.03.2023)
Am 08.03.2023 veranstaltete die Stabstelle für Gleichstellung und Integrations einen Abend zum Internationelen Frauentag mit einem vielfältigen Programm. Auch der Tübinger Integrationsrat war beteiligt. Hier die Redebeiträge von Nilgün Doğan und Ana Mejias:
Weltfrauentag 2023 – Die Absurditäten des Alltags
„Liebe Gäste, Wir, Ana und ich, sind Integrationsrätinnen. Heute möchten wir Ihnen kleine Einblicke in die Absurditäten unseres Alltags geben. Wir haben dieses Thema gewählt, da wir denken, dass wenn Frauen, die den Alltag so bewältigen, auch zu Krisenzeiten immer sich zu helfen wissen. Ich möchte Ihnen heute eine kleine Anekdote aus meinem Alltag schildern. Kurz zu den Gegebenheiten: Wir zählen das Jahr 2015. Ein Umzug innerhalb Tübingens erst neu vollzogen, nach jahrelanger Trennung frisch geschieden und glücklich mit nur einem sechsjährigen Kind und nicht wie man mir schon auch zugerufen hat, mit vier Kindern! Wie dem so ist, muss die Wohnungseinrichtung der neuen Wohnung angepasst und folglich ein Bett gekauft werden! Der Weg in ein schwedisches Möbelhaus ist unumgänglich geworden, ein größeres Auto wurde von einer Freundin geliehen, Sohn versorgt und gut untergebracht. All das erledigt machte ich mich auf den Weg in das besagte Möbelhaus. Dort wurde das Bett ausgesucht, im Lager gefunden und schon holte mich die Realität ein. So viele Teile, so schwer, wie bekomme ich alles in den Einkaufswagen? Nach dem ersten Schreck, wurde ein Mitarbeiter angesprochen und mit seiner Hilfe alles in den Einkaufswagen geladen und auch bezahlt. Erleichtert und voller Vorfreude auf das Möbelstück ging ich zum Aufzug Richtung Parkhaus. Kaum aus dem Aufzug ausgestiegen, kam auch schon der zweite Schreckgedanke: Wie um Gotteswillen bekomme ich diese großen und schweren Teile in das Auto. Noch im gleichen Moment hörte ich eine Stimme die mich aus meinen Gedanken rausgerissen haben. Eine Frau rief mir beim vorbei gehen zu: „Na lässt ihr Mann sie allein alles tragen?“ „Ich bin geschieden! Ich schaff das auch allein!“ kam prompt aus meinem Mund.Bisschen genervt, bisschen gestresst aber auch bisschen ermüdet von den nicht enden wollenden Vorurteilen.
„Und zu meinem Erstaunen, drehte sich genau in diesem Moment dieselbe Frau um, kam auf mich zu, packte kurzerhand mit an und meinte zugleich: ‚Wir Frauen müssen doch zusammenhalten!'“
Nilgün Doğan
Genau Zusammenhalt! Das war das richtige Wort! Es war Balsam auf meiner Seele! Immer wieder gegen Vorurteile kämpfen zu müssen, als Frau sich immer wieder aufs Neue beweisen zu müssen, sich in allen Ebenen des Alltags erklären zu müssen passiert leider auch im Jahre 2023 immer noch viel zu oft. Dann in Kombination mit Vorurteilen gegen Menschen mit Migrationsgeschichte macht all das nicht einfacher. Ich wünsche mir das Zusammenhalt vordergründig zum Alltag gehört. Das man nicht im Anblick von Frauen, die offensichtlich Migrationsgeschichte haben, davon ausgeht, dass diese nur hilfsbedürftige Frauen sind und das man ganz genau ihre Geschichte und auch ihre Bedürfnisse bereits kennt. Ich wünsche mir im Alltag mehr Smalltalks bei ersten Begegnungen mit u.a. Themen über das Wetter eben nur Themen eines ganz gewöhnlichen Alltags.“ Nilgün Doğan
„Als Migrantin habe ich keine Angst vor Krisen. Ich weiß, was es bedeutet, bei null anfangen zu müssen, und ich fühle mich in der Lage, es immer wieder zu schaffen.
„Um den Alltag als Frau mit Migrationsgeschichte zu bewältigen, habe ich Strategien entwickelt, um die Vorurteile der Gesellschaft zu ignorieren.“
Ana Mejias
Das Wichtigste ist, dass ich keine Kommentare persönlich nehme. Ich habe eine Art Liste, bei der jeder Vorurteil eine entsprechende Antwort hat. Ich versuche dabei nicht arrogant zu wirken, denn ich weiß, dass die meisten Menschen es gut meinen. Zum Beispiel, wenn man mir sagt: „Was machen Sie hier, wenn Sie im „Paradies“ geboren sind?“, antworte ich: „Die meisten haben mein Heimatland als Touristen kennengelernt… Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, Venezuela ist kein Paradies… Nicht jetzt, aber auch nicht früher. Also lebe ich hier, genau wie Sie, und genieße die Karibik nur im Urlaub.“ Oder viele denken, dass Salsa tanzen mein Hobby ist und dass ich ein großer Fan von Shakira bin. Ja, ich kann tanzen und habe in meiner Jugend Shakira gehört. Aber ich liebe auch klassische Musik und wir können gerne mal gemeinsam zum Konzert gehen. Ich habe vier Kinder und bin seit Jahren alleinerziehende Mutter. Als sie noch in der Schule waren, wurde mir oft das Gefühl vermittelt, dass ich auf finanzielle Unterstützung angewiesen wäre, ich wurde auch dies bezüglich des Öfteren angesprochen. Aber das war nicht der Fall. Ich weiß, dass ich statistisch gesehen diese Art der Unterstützung vielleicht gebraucht hätte. Aber was ich wirklich brauche und was jeder Mensch braucht, sind angenehme Begegnungen. Ein „Wie geht es dir?“ statt einem „Wo kommst du her?“ An dieser Stelle muss ich auch gestehen, dass Vorurteile unteranderem auch von Frauen kommen. Diese haben sich manchmal schnell, manchmal weniger schnell in Verlauf von Gesprächen gelöst. Wenn wir jemanden kennenlernen, sollten wir versuchen, den Menschen zu sehen und nicht die Vorurteile, die wir mit seiner Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Äußerlichkeiten verbinden. Unser Weg als Frau ist oft schwierig, als alleinerziehende Mutter wird die Lage nicht unbedingt einfacher und als Migrantin ist es eine echte Herausforderung. Aber es wird leichter, wenn wir als Frauen zusammenhalten.“ Ana Mejias
Ana Mejias und Nilgün Doğan – Foto: Lale Tipieser
Luzia Köberlein – Foto: Lale Tipieser
Veranstaltung zum Internationalen Frauentag im Tübinger Rathaus – Foto: Neslihan Canpolat