Herzlich willkommen auf der Homepage des Integrationsrats der Universitätsstadt Tübingen.
Foto: Ale Zea
Auf dieser Seite findet ihr allgemeine Informationen zum Integrationsrat und seiner Arbeit und eine Übersicht über unsere Sitzungstermine und Veranstaltungen. Zudem habt ihr die Möglichkeit die Mitglieder des Integrationsrats zu kontaktieren.
Die Integrationsrät_innen wünschen viel Spaß beim Durchklicken!
19.04.2024 – Podiumsdiskussion zur GR-Wahl – Foto: Deniz-O. Tekin
In stillem Gedenken
Rudi Hurlebaus Mitglied des Integrationsrats Tübingen
In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Rudi Hurlebaus, der am 18.06.2025 von uns gegangen ist. Als langjähriges Mitglied des Integrationsrats Tübingen hat er sich mit großem Engagement, Herz und Weitblick für ein respektvolles Zusammenleben in unserer Stadt eingesetzt.
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden.
Tagblatt – Mittwochspalte: „Probleme bei der Ausbildung von Ukrainern im Ausland“(04.06.2025)
Viktoriya Motorna
Etwa 8 Millionen Ukrainer als Flüchtlinge leben in verschiedenen Ländern der Welt. Im Falle einer Beendigung des Krieges mit Russland planen viele von ihnen immer noch, in die Ukraine zurückzukehren. Sie bleiben Bürger der Ukraine, und deshalb sind die ukrainischen Regierungsbeamten verpflichtet, sich um sie zu kümmern. Ein großer Teil der Flüchtlinge, etwa 800.000, sind Kinder aller Altersgruppen. Ihre Zahl nimmt jedes Jahr zu. Eine beträchtliche Anzahl von Flüchtlingen hat in Deutschland Schutz gefunden, wo Behörden auf verschiedenen Ebenen, darunter und die Stadt Die Behörden auf verschiedenen Ebenen, darunter auch die Stadt Tübingen, tun viel dafür, dass sich die Kinder nicht diskriminiert fühlen, finanziell abgesichert sind, Kindergärten und Schulen besuchen, studieren und arbeiten. Mit der Zeit gewöhnen sich die Flüchtlinge an ihr neues soziales Leben. Daher wird es immer schwieriger, Kinder in die Ukraine zurückzubringen. Sie gewöhnen sich an die lokale Kultur, Sprache, Gewohnheiten und Regeln des Zusammenlebens. Der Punkt ist, dass das Ministerium für Kultur und strategische Kommunikation der Ukraine und letztlich das Ministerium für nationale Einheit der Ukraine bei der Erziehung ukrainischer Kinder im Ausland kaum eine Rolle spielen. Wenn zum Beispiel die Eltern ihrem Kind das Lesen auf Ukrainisch beibringen können, sollte es eine ausreichende Anzahl von Büchern und anderen interessanten Medien geben, einschließlich elektronischer Medien, um das Bedürfnis des Kindes danach zu unterstützen: Zeichentrickfilme, Filme, Konzerte usw. Stellen wir uns vor, dass eine Familie mit Schulkindern in die Ukraine zurückgekehrt ist und die Kinder zur Schule gehen müssen. Unweigerlich werden sie mit dem Problem konfrontiert, den Lehrplan der Schule anpassen zu müssen. Es ist bekannt, dass sich der Lehrplan in Deutschland erheblich von dem in der Ukraine unterscheidet. Ein weiteres Problem ist, dass die Kinder weder die ukrainische Rechtschreibung noch die Geschichte der Ukraine kennen werden. Dieses Problem wurde im Ausland wiederholt hervorgehoben. Gleichzeitig gibt es sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern eine große Zahl von Lehrern, darunter auch Flüchtlinge aus der Ukraine. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie gerne ihre Fähigkeiten verbessern würden und die ukrainische Sprache oder Geschichte in Schulen, Gymnasien und Universitäten unterrichten könnten. Daher sollten die zuständigen Ministerien in der Ukraine unverzüglich und aktiv mit den lokalen Behörden in verschiedenen Ländern und Aktivisten zusammenarbeiten, um das Problem mit Beginn des Schuljahres – ab September 2025 – zu lösen. Die ukrainischen Behörden sollten daher unverzüglich wirksame Maßnahmen ergreifen, um die patriotische, pro-ukrainische Erziehung der künftigen Generation zu unterstützen. Es besteht kein Zweifel, dass die Behörden im Ausland dazu beitragen werden. Schließlich haben die Ukrainer bewiesen, dass sie fleißige, disziplinierte und gut erzogene Bürger sind.
Tagblatt – Mittwochspalte: „Die Arbeit des Integrationsrats“(18.03.2025)
Cevat Tipieser
Der neue Integrationsrat (IR) hatte gestern seine konstruierende Sitzung. Deshalb lohnt sich heute der Blick auf die Arbeit und Ziele des Rates. Das Gremium feierte 2024 sein 10jähriges Bestehen. 10 Jahre, in denen er sich als unverzichtbare Stimme für Menschen mit Migrationsgeschichte etabliert hat.
Wie der Wahlkampf gezeigt hat, steht Migration im Zentrum politischer und gesellschaftlicher Debatten. Hass und Hetze beeinflussen die Stimmung überall. Populistische Kräfte gewinnen europaweit an Einfluss und rassistische Übergriffe nehmen zu. Die Förderung von Integration ist eine klare Absage an Spaltung und Ausgrenzung. Der Rat positioniert sich deutlich gegen diese Entwicklungen, um Grundwerte der Demokratie zu verteidigen. Im weltoffenen Tübingen darf Rassismus keinen Raum bekommen.
Ein zentraler Aspekt der Arbeit des IR ist die politische Teilhabe. Menschen mit Zuwanderungsgeschichte dürfen nicht nur Objekte politischer Debatten, sondern müssen selbst Akteur_innen sein, die ihre eigenen Anliegen einbringen. Besonders Herausfordernd ist dies, da viele kein Wahlrecht besitzen. Der Rat setzt sich dafür ein, alternative Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen und fordert seit Jahren ein kommunales Wahlrecht für alle.
Seit seiner Gründung hat der IR zahlreiche Veranstaltungen und Projekte initiiert, die zur Förderung der Integration und zum interkulturellen Austausch beigetragen haben. Es wurden Podiumsdiskussionen zur OB-Wahl, sowie zur Kommunalwahl 2024 organisiert. Es fanden mehrere Filmabende, Lesungen mit Diskussionen statt. Mit „Die Songs of Gastarbeiter“ wurde die Geschichte der Gastarbeiter_innen anhand ihrer Musik vorgestellt. Im März 2024 wurde ein solidarischer Benefizabend für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien organisiert.
Am Freitag um 19 Uhr wird der Film “El son de la Democracia/So klingt Demokratie“ mit anschließender Diskussion mit der Regisseurin Amalia Jimenez Lorenzo im Club Voltaire gezeigt.
Die Förderung von Vielfalt, die Bekämpfung von Diskriminierung und die Stärkung der politischen Teilhabe bleiben weiterhin Kernziele des neuen Rates. Integration gelingt nur gemeinsam – durch Offenheit, Dialog und die Bereitschaft, voneinander zu lernen. Der Integrationsrat wird auch in Zukunft dafür einstehen, dass Tübingen eine Stadt bleibt, die Vielfalt lebt und aktiv fördert.
Tagblatt – Mittwochspalte: „Geschichte, die fehlt“(18.12.2024)
Deniz-O. Tekin
Vor wenigen Wochen habe ich meinen Neffen zu Grabe getragen. Er starb viel zu früh, in einer Zeit, in der das Leben normalerweise noch von Träumen und Plänen erfüllt sein sollte.
Arbeitsmigranten der 60/70er-Jahre sowie ihre Nachfahren werden nach ihrem Tod üblicherweise in die alte Heimat überführt – in die Dörfer und Städte Anatoliens oder Südeuropas, wo ihre Wurzeln liegen. Ich hatte eine ähnliche Diskussion bei meinem Neffen erwartet, doch diese blieb aus. Seine Eltern stellten direkt klar: Er wird hier beerdigt, in seiner Geburtsstadt – in unserem Stadtteil: Lustnau.
Mein Neffe steht für einen stillen, aber bedeutsamen Wandel. Er verbrachte sein Leben hier, und nun bleibt er auch nach seinem Tod hier. Sein Großvater, der nie eine Diskussion zuließ und stets betonte, dass sein Platz nach dem Tod in „seinem“ Dorf in Anatolien sei, sagte nach der Beerdigung leise, aber bestimmt: „Mein Platz ist hier, bei meinem Enkel.“ Diese Aussage zeigt, wie tief die Wurzeln auch hier gewachsen sind. Menschen wie mein Vater, die einst nur für wenige Jahre als „Gastarbeiter“ kamen, haben hier gelebt und gearbeitet. Sie haben Kinder großgezogen, Träume verwirklicht und sind zu einem Teil der Gesellschaft geworden. Sie haben gelernt, dass Heimat nicht nur ein Ort ist, sondern auch das Leben, das wir an einem Ort aufbauen.
In Tübingen wird diese Realität längst sichtbar. Unsere Friedhöfe erzählen davon. Es ist ein leiser, aber eindringlicher Ausdruck des Lebens der Arbeitsmigranten, die diese Stadt geprägt haben. Doch das reicht nicht! Es wird höchste Zeit, dass auch ihre Vergangenheit offiziell zur Stadtgeschichte wird. Wir brauchen Orte des Erinnerns. Museen und Archive sollten die Geschichten dieser Menschen bewahren – ihre Ankunft in Deutschland, ihre Kämpfe, ihre Erfolge und ihre Spuren. Warum gibt es noch keine Ausstellung, die diese Geschichten würdigt? Warum sind sie nicht Teil der Erzählung über Tübingen, wie sie in Schulbüchern oder Stadtführungen vermittelt wird?
Mein Neffe ist nun Teil dieser Stadt, für immer. Seine Geschichte, unsere Geschichte, gehört dazu. Sie ist Tübingen, sie ist Deutschland. Und sie verdient einen Platz in der Erinnerungskultur – nicht nur auf den Friedhöfen, sondern auch in den Köpfen und Herzen der Menschen. Es ist an der Zeit, darüber zu reden. Erinnern bedeutet auch, anzuerkennen, was war, und daraus eine Brücke für die Zukunft zu schlagen.
Wann: 28. September 2024 Wo: Brückenhaus, Werkstraße 7, 72072 Tübingen
Impulsvortrag zum Thema Antidiskriminierung mit anschließenden Workshops. – Workshop 1: Wann und wo findet Diskriminierung statt, mit der Möglichkeit selbsterfahrenes einzubringen. – Workshop 2: Anhand von Fallbeispielen besteht die Möglichkeit in Rollen zu schlüpfen. Anschließend: Reflexion und Auswertung im Plenum.