Tagblatt – Mittwochspalte (17.07.2024)
Tagblatt – Mittwochspalte (17.07.2024)
Der Sport als Spiegel einer Gesellschaft
Selten war eine EM so politisch geladen wie die aus diesem Jahr: Lieder mit ausländerfeindlichen Parolen wurden gesungen, Gesten mit politischer Symbolik wurden gemacht, Spieler wurden angepfiffen, nur weil sie zu einer bestimmten Mannschaft gehörten – um nur einige Beispiele zu nennen. Solche Ereignisse spiegeln eine beunruhigende Entwicklung wider. Diejenigen, die ein solches Verhalten relativieren oder gar entschuldigen, vergessen, dass in Zeiten, in denen solche Vorfälle zunehmen, es umso wichtiger ist, sich daran zu erinnern, wofür Sport wirklich steht: Teamgeist, Zusammenarbeit, Leistung und Fairness. Dies ist nicht nur ein Ideal, das im Sport gilt, sondern ein Leitsatz, der auf viele andere Lebensbereiche übertragen werden kann und sollte.
Es sollte doch nicht zählen, woher man kommt, sondern was man leistet. Doch in den letzten Wochen wurde immer klarer, dass wir uns weniger auf ein faires Spiel konzentrierten und mehr auf ein „wir gegen ihr“. Es gibt sogar manche, die der Meinung sind, dass die Mannschaften deren jeweiligen Ländern eigentlich nicht vertreten, weil sie so bunt sind. Doch solche Ansichten sind nicht im Sinne einer vielfältigen Gesellschaft, sondern schlichtweg intolerant und ethnozentrisch. Statt uns an den kulturellen Konstellationen der einzelnen Mannschaften zu stoßen, sollten wir an die Werte, die im Sport vermittelt werden – Respekt, Fairness – erinnern, denn die stärken unsere Gesellschaft.
In einer Welt, die zunehmend von Konflikten und Spaltungen geprägt ist, hätte diese EM uns eine Chance gegeben, wieder ein Gefühl der Gemeinschaft und des gegenseitigen Respekts zu spüren. Inwiefern das möglich war oder passiert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Da es von Bedeutung ist, sich zu engagieren, insbesondere in Zeiten der gesellschaftlichen Spaltung, und falls man sich für Integration interessiert und aktiv mitwirken möchte, um eine inklusive Gemeinschaft zu gestalten, hat man die Möglichkeit, sich bis zum 28. Juli 2024 für den Integrationsrat zu bewerben.
Cristina Popescu (Integrationsrat)